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2023 DtD Tag10

Ich hätte heute eigentlich länger schlafen können, so viel Strecke wird es ja heute nicht,  aber quasi reflexartig hatte ich Frühstück für 8:00 Uhr angesagt. Gerade als ich das Zmmer verlassen will- wird es mir gebracht. Okay.... das ist neu. Und sicher nicht normal, bei zwei Gästen wäre gar kein Platz zum hinsetzen im Zimmer. Na gut. Dadurch bin ich noch eher fertig.

Noch eine kurze morgendliche Stadtrundfahrt durch Tan-Tan um auch mal über die zweite Brücke und das Verwaltungsviertel zu kommen, dann gehts Richtung Norden, durch die Kamele, welche wohl das Tor zum Sahara symbolisieren sollen. Schon Tan-Tan liegt ja ein paar Meter über der Küstenbene, doch die weitere N1 Strecke nördlich kurvt und windet sich noch weiter in das Mittelgebirge, die unteren Ausläufer des Antiatlas wenn ich nicht irre. Und was haben wir denn auf der Strecke? Das Qued Draa wird gequert, doch kaum nähre ich mich gibt es urplötzlich Leitplanken und an einen Abstecher ist nicht zu denken. Und selbst an den Abschnitten wo die Brücken noch nicht fertig sind und es sich über die alte Strecke wälzt, wie an der Pont Tghat, führt kein Weg ab. Mit Argusaugen scanne ich die Straßenränder. Da links ein Schild mit Pfeil. Also quer rüber über die Autobahn. Nur Arabisch das Schild. Irgendwas 4km. Ich checke die Satelittenkarte. Also das könnte, theoretisch, eine Piste zur Südspitze des Plage Blanche mit der Ruine des Fort Aoreora sein. Das sind aber wesentlich mehr als 40 km, eher 40. Ich setzt mal eine Markierung, dann weiter.

Ab hier wird die Gegend bewirtschaftet. Felder sind angelegt und warten auf Regen. Vereinzelt stehen Bäume welche nicht jeden Tag gegossen werden. Am Qued Boukila  gibt es  wieder Leitplanke. Obwohl im ausgetrockneten Flußbett Kamele stehen. Verflixt.

Danach fahre ich erst mal links ab. also wieder einmal quer über die Autobahn. Normal. 5 Min Pause. Ein Sträßchen führt in ein Dorf, Eine Kamelherde zieht gemächlich vorbei und futtert an den stachligen Büschen. Ja, es könnte auch entspannt sein. Welche Route weiter? Durch Gelmin nach Tiznit? Alles Autobahn und ich bin in 1,5h dort. Bäh. Auf der Westseite bauen sie gerade eine Autobahnumgehung. Ein anderer Schlenker wird benötigt. Mit Gewalt zwinge ich Maps ein Routing mit östlichem Bogen auf. Aha. Ein Stückchen durch die Berge im Hinterland. + 45 Minuten. Ja das passt. Aber erst muss ich nach Guelmin, zumindest an den Ortsrand. Wobei Ortsrand natürlich relativ ist, wie jede Stadt drängt auch Guelmin immer weiter und weiter. Dann nach dem Torbogen rechts weg, hinaus aus der Stadt, am einzigen ordentlichen Supermarkt der Gegend vorbei -  ein Tal entlang, und ungeplanter Weise komme ich an die Oase Tighmert.  Oder das was davon übrig ist, die die Palmen sehen echt nicht gut aus und die Lehmbauten sind wenig gepflegt. Tja. Das ganze Tal wird immer stärker landwirtschaftlich genutzt, Gewächshausplantagen dehnen sich an den Rändern. Das Wasser wird mit Pumpen gefördert, und das gräbt den Palmen das Wasser ab. Sie vertrocknen nach und nach selbst im Flußbett. Und früher gabs womöglich sogar ein Bewässerungssystem mit Kanälen, was vermutlich keiner mehr pflegt.

Und es wird noch schlimmer kommen, denn als ich später die Bergkette erreiche darf ich den Bau eines großen Staudamms bewundern. Was dann mit dem Tal, dem Qued passiert kann man sich ja denken. Da geht einfahc alles ein was sich früher auf natürliche Weise versorgt hat.

Aber Marokkaner interessiert so eine altertümliche Oase ja nicht, braucht kein Mensch mehr, Schnee von gestern, sagt der König.

Eine kleine, gerade so geteerte Straße führt mich weiter durchs Tal Richtung Norden. Palmen hier und da, kleine Häuschen. Immer wenn ich denke es ist ein Ziegenstall sehe ich die zwei Solarpanel auf dem Dach. Ach doch bewohnt. Überhaupt gibts hier viel Solar. Das heißt bis vor kurzem gabs hier gar nichts. Jetzt laufen Fernseher und Wasserpumpen... Man versucht sich an Olivenplantagen. meine Güte - es hat einen Grund warum das hier normalerweise nicht wächst, das Wasser!!! Irherm Iguezzoulene heißt die verstreute Siedlung. Eine Kreuzung im nirgendwo und ich halte mich links um den Streifzug nicht zu sehr auszudehnen. Weitere Dörfer, dann stoße ich bei Timoulay auf die R102. Auf der war ich irgendwann irgendwo schon mal. Ab Bouizakarne versuche ich der N1 über Nebenstraßen durch die Berge noch ein Schnippchen zu schlagen, doch aller Orten graben sich die Bagger durch die Berge um die Zukunft möglichs schnell... vorbei zu bringen. Ich habe so die leise Vermutung das diese Straße hier bald vollständig geopfert wird....

Abgesehen davon - Der Antiatlas ist ein eigenes interessantes Reisegebiet. Mit ursprünglichen Tälern und sehenswerten Ecken.

Schlußendlich muss ich wieder auf die Autobahn, welche hier sogar echte Abfahrten mit Brücken hat.

Und Schwups, bin ich in Tiznit. Und gleich richtig, denn ich werde einmal durch die alte Medina geroutet. Na herrlich, wieso sollte in der Gasse mit den ganzen Leuten auch kein Transporter entgegenkommen. Aber das ist ja imme so, ganz normal, nur wir bekommen da Zustände.

Ich erreiche mein Riad, wie immer praktisch unsichtbar hinter einer hohen Mauer, und nur durch eine Tür erreichbar.  Dahinter dann Garten, Vögel, Pool, und weitgehende Ruhe.

Ja. Ich setz mich erst mal hin, schreibe, lass die Spatzen, Tauben, Amseln und den Rest im Vogelbad Platz nehmen. Und was duftet hier... die Zitrusbäume blühen... hach ja. Meiner zu Hause ja auch. Hoffe ich.

Der Besitzer gibt mir noch eine kleine Führung, erklärt mir die Medina und die Umgebung. Alles sehr nett.

Und dann breche ich noch mal zu Fuß in die Altstadt auf. Tiznit Altstadt ist vollständig von einer Mauer mit ....7? Toren umgeben, mann kann also quasi nicht unbemerkt hinauslaufen. Aber wer schon mal versucht hat sich ein einer arabischen Altstadt zurechtzufinden.... Sporadisch hat das GPS Empfang in den Gassenschluchten, und mein Umweg zum "La Source Bleue", einer Art innerstädischen Wasserfall, wird nicht so schlimm wie gedacht. Daneben steht gleich noch die Kassabat Aghanaj, heute ein Museeum, aber geschlossen. Um die Ecke die Moschee Almassjid Alkabir, und dann geht es Richtung Souk. Es duftet in der Nase.... eine Bäckerie. Ich packe 5 Gebäckstücke ein und bezahle 60 Cent. Das kann doch gar nicht stimmen...

Dann der Souk. Meine Güte. Also ich erleide jetzt keinen Kulturschock, und wir waren ja auch schon Fez, der Mutter aller Souks gewissermaßen, aber das ist wieder mal ein Erlebnis. Hier in Tiznit  existiert alles nebeneinander. Fahrradwerkstätten aller Art, Yves Rocher gefolgt von einer Lederpantoffelwerkstatt, Schuhmacher, Silberschmiede, Goldschmiede, Schuhpuntzer, alle Arten Haushaltsgedöns, moderne Kleidung, traditionelle Kleidung, einer der Kichererbsen gart, der Fisch fritiert,  der Gebäck fritiert, mehr Silber und Gold, Wolle, Tuch, Zwirngeschäft, Nähmaschinenreparatur, Kochtöpfe, alte Handys, Receiver, Gewürzladen und so fort und so fort. Silber und Schmuck ist übrigens dominierend, Tiznit ist Marokkos Top-Zentrum mit einer besonderen Verarbeitungstechnik.

Alles sehr interessant, man kann x mal abbiegen und sich alles ansehen. Keiner spricht einen an. Keiner will einem eine Lederjacke, Teppich. Tee oder sonstwas aufdrängen oder irgendwo hineinzerren. Ich glaub hier gibts so wenig Touristen.....

Irgendwann bin ich fußlahm und folge der Empfehlung des Riads zu einem Restaurant "A l'Ombre du Figuier". In irgendeiner Ecke der Innenstadt wo ich nie abgebogen wäre. Dort gibts dann einen netten Innenhof und tatsächlich Essen. Allerdings bin ich der einzige reguläre Gast zum Abendessen, die anderen sitzen nur rum, mit einem Tee, und schnorren WLAN. Dabei ist das Essen absolut zauberhaft, kreativ und eine künstlerische Kreation. Bei uns wäre der Laden immer voll und er würde sich eine Goldene Nase verdienen, hier gehe ich mit 11€ raus (Getränk, Salat, Hauptgericht). Für Marokkaner natürlich schon obere Preisregion. Leider wir es doch ziemlich kalt, mich zieht es ins warme... also Schluß mit Stadt - immer der Stadtmauer folgend finde ich dann auch irgendwie zur Unterkunft zurück. Unterwegs luke ich in offene Türen - wo alle Nase lang jemand an einer Nähmaschine sitzt. Gerna auch an einner Singer von 19irgendwann. Dann doch das Riad wiedergefunden - Klimaanlage auf Heizen- fertig für heute.

 

 

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