Eine schöne ruhige Nacht, was will man anders erwarten in einem Bungalow im nirgendwo 150m vom Meer. ehrlich gesagt komm ich um 8:00Uhr kaum aus dem Bett. Na, wird sowieso erst gerade so hell. Weniger Wind heute? Hm. Vieleicht. Das ist noch nicht entschieden. Das Frühstück ist auf jeden Fall super. Als ich gerade fertig bin trudelt eine junge Famile aus Österreich ein die zum Kitesurfen da sind. Die sind etwas geknickt, wegen Sturm und 0 Sicht, und weil es doch ziemlich frisch ist. Hm, ja. Da ist was dran. So umd die 15°, und mit 25° würd ich heute auch nicht mehr rechnen.
Mangels sonstiger Idee - Sonnenbaden fällt jedenfalls aus, beschließe ich nach Dakhla "City" zu fahren, rüber auf die Halbinsel. 15km Luftlinie. Ähm. Aber 90km Straße bis vor ans Kap. Na was solls. Auf gehts. Also wieder die N3 35km hoch bis zum Abzweig und dann links weg auf die Halbinsel. Das ist alles etwas größer und ausufernder als gedacht. Gedacht habe ich auch das wird besser mit dem Wetter. Statt dessen bläst es wieder volles Rohr. Verflixt.
Im oberen Bereich der Bucht sitzen die meisten Strandlodges. Wenn aber Ebbe ist, so wie gerade eben, gibt es 300m Wattwanderung bis zum Wasser. Ich glaub das ist auch nicht ideal.
Dann empfängt mich Daklaha zunächst mit diversen Neubauten, Autohäusern und im entstehen befindlichen Wohngebieten. Aber so dolle ist das alles nicht. An der Spitze der Landzunge, dort wo man für gewöhnlich die mondänen Villen erwartet, dehnen sich hoch ummauerte Industriehallen, und selbst für marokkanische Verhältnisse gleichen die Flächen dazwischen eher Müllhalden als Bauland. Rechts am Atlantik das was mal eine Uferpromenade werden wollte. An der vordersten Landspitze ist eigent sowas wie ein Strand eingezeichnet, malerische Fischerboote säumen die Bilder im Internet. Tja. Also die Fischerboote sind da. Umringt von einem Flüchtlingslager. Und falls es keins ist - einen Unterschied dazu gibt es nicht. Also echt übel. Ich hatte das gar nicht so geschnallt, aber schlagartig fällt mir auf das die Polizeifahrzeuge hier oft Transporter mit vergitterter Frontscheibe sind. Jetzt wird auch klar warum die ganze Gegend einer einzigen Müllhalde gleicht - wovon natürlich derzeit die Hälfe direkt und mit Schwung über die Küste direkt ins Meer geweht wird.
Was erzählte der Berbersohn an der Rezeption? Als sein Vater vor 20 Jahren hie her kam war das Meer noch voller Fische. Haie und Wale gab es. Jetzt wohl nicht mehr. auf jedne Fall stimmt das, die Gegend war eine der Walfangspots. Und Daklaha, der besser gesagt die Halbinsel, war natürlich nie unbesiedelt, nicht mit dieser exponierten Lage. Es gibt arabische Nachweise bis ins 12 Jh., besonders bemüht haben sich aber die Spanier hier Fuß zu fassen. Dann began das Hauen und Stechen zwischen Marokko, Mauretanien und der Republik Westafrika. Schlußendlich besiegelte Marokko die Sache militärisch, und dieser Status besteht seit 50 Jahren.
Aber wir waren eigentlich bei der Natur. Nun, Vögel können die riesige Lagoone, die angeblich offiziell sogar Schutzgebiet ist, auch abhaken. Nicht mit all den Leuten und den Hunden. 10km nördlich bauen die Saudis gerade einen Hochseehafen. Wenn da die ersten Fischtrailer loslegen ist dann hier ganz Ebbe. Die mangelnde Fernsicht durch den Staub passt also ganz gut zum allgemeinen Eindruck. Dakhla, ein ehemaliger Traumspot, wird sicher weiter wachsen, mit Tourismus und Industrie. Nur ohne Wasser und schwindenen Resourcen? Das Wasser stammt derzeit angeblich aus einer 400m Bohrung welche eine heiße Vulkanquelle anzapft, aber dann noch aufbereitet werden muss.
Nun ich kanns auch nicht ändern. Dann düse ich halt zurück, in der Lodge erwartet mich ein leckeres Mittagessen. Ein paar Schritte laufen danach? Ja, doch. Die 20° sind geknackt, der Wind unten am Ufer so lala, also wandere ich etwas am Strand entlang. Mutterseelenalein versteht sich. Und hier und da findet sich auch eine Muschel. Am Nachmittag setze ich mich noch in die windgeschützte Seite des Hauptgebäudes und beobachte die Gärtner. Verzweifelt werden Palmen gewässert und Wege besprengt. Nach 20min sieht es aus wie vorher.
Auch im Bungalow muss man sagen - die Sahara ist draußen UND drinnen. Alles andere würde Fenster und Türen mit Dichtung erfordern. Sicher werde ich ein paar Gramm unfreiwillig mit nach Hause bringen....
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