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DtD Tag5

Nachdem alle ihr Lüftungsgedöns abgeschaltet hatten war die Nacht doch ruhiger als erwartet. Kurz vor 8 krieche ich aus dem Bett - draußen stockdunkel. Hm. Pünktlich 8:00 Uhr sitze ich beim Frühstück, welches heute überraschend schwach ausfällt. Kein Joghurt, kein O-Saft und Früchte schon gar nicht. Doch von jetzt auf gleich ist es draußen hell, ich bin schon so weit im Süden das es kaum noch Dämmerung gibt.

Jedenfalls bin ich 9:00 startklar, noch bissl tanken und ab geht es auf die Stecke. 520km steht im Plan, olala.  Im Süden von Laayoune Plage passiere ich Industrieanlagen und ein Glüssiggasterminal, dann gibt es nur noch nix. Linker Hand krabbelt die Sonne über entfernte Dünen, rechts ist der Atlantik zu erahnen.  Es ist viel weniger windig als Gestern, dafür - kalt. Während sich die Temperaturen gestern im heißen Saharawind auf 26° hochgearbeitet haben liegen heute Vormittag die Temperaturen nur bei 15° und steigen nur sehr langsam.

Die Strecke nach Süden ist eine ordentlich breite und gut asphaltierte 2spurige Strecke. Mit kaum Verkehr, versteht sich. Ich klicke den Tacho bei 104km/h ein.

Für die nächsten 1,5h bleibt die Strecke trostlos. Der Atlantik verschindet immer weiter rechts, und die Sahara besteht hier nur aus Steinwüste, garniert mit ein paar verzweifelten vertrockneten Büschen.

Gegne 11 erreiche ich die letzte größere Stadt - Boujdour. Hier gibt es am Ortseingang die erste richtige Kontrolle mit Erfassung der Daten und des woher und wohin. Aber alles easy.

Ich fahre in den Ort hinein und bin beeindruckt. Das Zentrum sieht aus wie ein gepflegter spanischer Küstenort. Park mit Sitzbänken aus Granit, Palmen, Springbrunnen, Mülleimern !! , Straßenkehrer!. Faszinierend. Es geht wenn sie wollen.  Das Fotoshooting mit dem Leuchtturm muss ich leider 100m nach links verschieben, denn mittig wäre die Einfahrt mit Militärposten, da wird natürlich kein Foto erlaubt. Rund um das Zentrum beginnen neue Geschäfte und Cafes zu wachsen, sieht alles recht ordentlich aus. Ich fahr runter Richtung Strand- erwartungsgemäß findet sich hier eine große breite und....leere Promenade. Na gut, heute ist vieleicht auch bissl frisch, noch immer ist die 20° Marke nicht übersprungen.  Ich bleib trotzdem für eine Pause, irgendwo hab ich auch noch ein Yoghurt und trocknes Baguette...

Als ich weiterdüse nimmt der Wind zu, die Sonne wird nur noch ein milchiger Fleck am Himmel - der nächste Sandsturm. Ich hab noch 350km vor mir, und an der Lage wird sich nichts ändern. Die Sicht beschränkt sich auf einen diesigen 250m Streifen entlang der Straße. Manchmal etwas mehr, manchmal auch weniger. Na gut, Aussichtspunkte waren heute eh keine vorgesehen, aber bissl mehr Aussicht wären schon toll. etwa Stunde gibt es Polizeikontrolle, welche immer problemlos und zügig geht. Pass angeguckt, woher woin, abfotografiert, gut weiter. Manchmal nicht mal das. Aller Orten liest man noch man soll zur zügigen Abwicklung am besten Fiche mit den Personen und Fahrzeugdaten ausgedruckt bereithalten. Damit macht man einem jungen marokkanischen Polizisten keine Freude mehr. Die fotografieren Pass und Fahrzeugrückeite mit Nummernschild und fertig.

Die Straße bis Dakhla ist als 2spurige Transitroute tadellos. Breit, Keine Löcher, Kein Verkehr. In den Kurven 60 bis 80, ansonsten 100 km/h. Es ginge wesentlich mehr. Macht aber niemand. NIEMAND. Weder LKW, noch Busse, Einheimische oder Touris.  Apropo. An einem Truckstop wo ich für eine Banana halte treffe ich auf einen Subaru Forester mit NL-Kennziechen welcher auch vor dem letzten Hotel stand. Das Pärchen aus Holland ist nach Marokko übergesetzt, die Mittelmeerküste bis Nador, dann südwärts und will an die Elfenbeinküste. Und zurück. Ziemlich sportlich. Sind zwar ganz gut ausgerüstet, aber ob ihne klar ist was ab Mauretanien so losgeht.... Da hat man lieber ein Auto wo keiner reingucken kann würde ich meinen... . Aber wer in der Westsahara an einem Truckstop einen Hamburger isst hat sich in Afrika wohl schon aklimatisiert.

Gleich daneben sitzen 2 Biker. Also Fahrradfahrer. Die armen Kerle. Hab heute schon so einen überholt. Die sitzen da und haben die Faxen dicke. Sturm und Sand und noch 150km bis zum nächsten Dorf. Mindestens.

Na gut. dann allen viel Spaß noch,...

Auf den folgenden 150 oder 200km, so genau kann man das hier nicht nehmen, rutscht die Straße nur selten nahe genug an den Atlantik heran. Dafür gibt es schon seit Boujdour Windparks. Hunderte Megawatt sind hier installiert. Na hoffentlich sind die sandfest. Solarparks sieht man keine, nur die  Funkmasten alle paar Kilometer sind durchgehend solar versorgt. Nicht schlecht! 

Am Qued Karaa, welches wohl nur alle 10 Jahre überhaupt mal Wasser führt, tauchen ein paar wilde

ausgewaschne Formationen aus dem Dunst aus, dann wieder Steinwüste. Vermutlich. Man sieht ja nicht viel. Doch kurz darauf führt die Route direkt an die Küste heran. Recht spektakulär, sofern man mal kurz abbiegt und hinfährt.  Denn auch wenn linker Hand alles weitgehend topfeben ist, die Küste selbst ist es nicht. Wir sind hier schließlich direkt an der Abbruckkante des Afrikanischen Kontinents, und überwiegend liegt die Küstenebene 50-100m über dem Meeresspiegel. Das zeigt sich hier wie aus dem Bilderbuch. Ob das Auto und ich überhaupt noch auf festem Boden oder irgendeinem Überhang stehen sei mal besser nicht hinterfragt.

Wie unwirtlich die Küste übrigens auch sein mag, und egal wie weit bis zum nächsten Ort - keine Stelle wo man nicht auf irgendeinen Angler trifft...

Dann bin ich fast da. Der Kreisverkehr nördlich von Dakhla. Letzter großer marokkanischer Versorgungspunkt. Ab hier gehen die Wegweiser bis in die verbliebene Westsahara Republik und Mauretanien. Ich folge der Straße mach Mauretanien noch 30km bis zu meiner Unterkunft bei El Argoub.  Oha. Der Abschnitt ist gerade im Bau. Erst so neu das noch nicht mal Linien drauf sind, dann die alte Strecke. Rauh, etwas hoppelig, und mit ausgefransten Rändern, so das praktisch alle nur in der Mitte fahren. So war das mal. Vor ein paar Jahren noch.  Anfang der 2000er oder so. Und zwar die letzen 1500km. Sofern überhaupt asphaltiert, ich glaub die letzen 300km bis zur Mauretanischen Grenze gabs nur Sandpiste.

Jedenfalls beziehe ich an der Lagoone von Dakhla meinen Bungalow in einer recht neuen Surfer- Lodge.  Nicht billig, aber naja. Schon cool. Von den ca. 50 Bungalows sind etwa 5 belegt. Und wie es aussieht bin ich wohl ziemlich der Einzige mit Fahrzeug. Die meisten fliegen hierher. Na ob das heute oder gestern so toll geworden wäre, die können doch hier nur auf Sicht landen....

Egal. Beine hoch, einen Drink, nix machen, nur schreiben und noch bischen Planung vieleicht. Draußen bläst die Sahara. Der Sand bleibt weitgehend draußen, der mikrofeine Staub aber nicht.

 

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