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DtD Tag3

Also ich hab ja nun nichts gegen den Atlantik, aber ruhig war das die Nacht nicht. Zumindest war es im Haus ruhig, außer mir war nur ein weiteres deutsches Paar da. Im ehemaligen Saloon, bestückt mit Designermöbeln der Bauhauszeit gibts Frühstück. Sehr sehr schick.

Ich entdecke einen alten Fotoband und bin begeistert - also was die Spanier hier archtektonisch hingezaubert hatten ist fantastisch! Die Hälfte davon hab ich noch gar nicht gesehen gehabt in der Stadt. Das war eine komplette Designerstadt mit Bauhaus-Einfluss. Es gab sogar in den 1950ern eine Flugverbindung nach Malaga!

Dann mach ich mich auf den Weg,  und kaum verlasse ich Sidi Ifni Richtung Süden fällt der Verkehr in sich zusammen. Die Straße ist mittlerweile zweispurig ausgebaut worden, und hier und da spriesen nach und nach Häuser aus der Erde, werden aber weniger und weniger. Ich überhole noch einen LKW und dann wars das mit Verkehr für die nächsten 2 Stunden.

Was es immer noch gibt sind die Schilder zum "Hotel" Bou Jerif am ehemaligen spanischen Fort. Nur neu beschriftet. Denn der alte Herr, Pierre, der den Platz aufgebaut hat ist vor 3 Jahren verstorben, und so fehlt heute sein Name auf dem Schild.

Nach etwa 45min erreiche ich das Qued Noun und Foum Assaka. Zunächst der obligatorische Stop auf der Brücke, heute wieder völlig intakt und am anderen Ende in eine neue Straße zum Plage Blanche mündend. Ich werf einen Blick ins Wasser, da gab es mal Schildkröten.... hm.. keine da. Dafür schäumt es etwas. Schlecht. Statt dessen wachsen am Ufer kleine Melonen - immerhin :-)

Ich überlege kurz, und fahre dann die 500m Piste nach Foum Assaka. Das war damals ein gottverlassenes Kaff.  Und ist es noch heute. Hier lebt praktisch keiner mehr außer einem Haus was sich Restaurant nennt, aber nicht mal als Cafe durchgeht. Davor steht ein deutscher Pickup mit Aufsetzkabine, bestückt mit rüstigen Rentner aus Bad Kissingen. Woher, wohin, wie läufts....? Sie sind etwas irritiert über den "aufstrebenden Fischerort" aus ihrem Reisefürer und einem Cafe in dem es gerade mal Tee und Kaffee aber kein Frühstück gibt. das war nämlich ihr Plan als sie heute morgen in Sidi Ifni aufgebrochen sind.

Und ob ich wüßte wo es Bier gibt. Ha. Ich winke ab und erzähle von meiner 1l Flasche aus dem Dutty Free. Daumen hoch, sie haben noch eine Flasche Gin und eine halbe Rum. Grinsen auf beiden Seiten. Vorbereitung ist alles, nicht?

Dafür kann ich sie mit der Info beglücken das sie sich keine Sorgen wegen der angeblichen Piste zum Plage Blanche machen müssen, die ist fertig geteert....und die Reisefüher hinken hinterher.

Wir brechen auf, vielleicht sieht man sich ja. Zum Plage Blanche brauchte man sonst 4 Stunden auf heftiger Piste. Ich bin in 45 Minuten dort. Schöne Strecke. Null Verkehr, nix. Viele Ausblicke auf wilde Buchten. Alle paar Kilometer gibt es wüste "Behausungen"- Fischerhütten. Was es nicht gibt ist Netz. Verdammt. Von den drei Telefonanbietern habe ich mit ORANGE wohl den der im Süden am schlechtesten ausgebaut ist. Schlußendlich zwinge ich ihn zum Roaming mit der Telecom Maroc. Immerhin.

An einem Qued passiere ich eine Ruine aus sauber verarbeiteten Natursteinen.... ah, das kann nur ein spanischer Militätposten gewesen sein.

Kurz vor Mittag, eine Kamelherde und ein paar Schafe später, erreiche ich Plage Blanche, im oberen Drittel des fast 50km langen Strandes. Am Ufer eines Qued gibt es einen Parkplatz! - natürlich völlig leer, WC Häuschen - die ich besser nicht betrete, sowie Duschen - natürlich ohne Wasser. Zum Meer sind es noch gut 300m.  Das will ich nicht laufen. Erst mal Mittag. 5 Minuten Terine, heißes Wasser hab ich mir mitgenommen.... Kaum fertig kommt der deutsche Pickup über die Kuppe. Da sind wir wieder....

Die Copilotin outet sich dann auch noch als Thüringerin. Haha. Ja die Welt ist ein Dorf.
Die sind auch zu faul zum laufen, also fahren wir gemeinsam auf den Strand hinunter. Ich vorab, wesentlich leichter als der Pickup aber nur 2WD - doch alles gut, in Flußnähe ist der Sand fest und trägt. Die letzen 100m zu Fuß. Meine Güte. So .....riesig! Kein Ende rechts und links, es verliert sich irgendwo weit entfernt im Dunst. Schon klar das diese Küste als legendär gilt, nicht nur weil sie so weit befahrbar ist. Und es gibt nicht nur Muscheln, sondern auch große... hm.. Schneckenhäuser? Na ich pack ein paar ein.

Wir beratschlagen wie es weiter geht. Ich kann ohne Allrad weder am Strand lang - der nächste Ausstiegspunkt auf festen Boden ist 30km entfernt in einem Dünengürtel, noch wage ich mich auf die üble Piste oberhalb der Küste. Sie auch nicht. Ich will weiter nach Tan-Tan Richtung Süden, sie wollen nach Guelmin, Vorräte fassen, und dann nach Osten.

Wir verabschieden uns, ich düse los. An der nächsten Kreuzung 5km weiter zögere ich kurz. Wie weit wird die Teerstraße reichen welche hier nach Süden abzweigt. Laut Satelitenbilder nur bis zum geschlossenen Wildlifepark 5km weiter. Rest unbekannte Piste. Hm. Nein, nicht allein im 2WD. Weiter Richtung Guelmin, ich hab noch ein Ass im Ärmel. Und - ja! Na 20km Strecke Richtung Guelmin - wo ich überhaupt nicht einfallen will, gibt es plötzlich ein neues Schild - Abkürzung zur N1, 33km. Kleine einspurige Teerstraße. Also nur Splitt mit Teer, mehr nicht. Super. Das spart 1h Umweg und die Ortsdurchfahrt. Ich biege ein und schalte einen Gang zurück. Wegen dem knirschelnden Splitt unter den Reifen, der kleinen Straße - und weil ich jetzt Zeit habe.

Seit ich die Küste verlassen habe krabbelte das Thermomether von 23 auf 28°C. Und da bleibt es für den Rest des Tages. Klima aus, Fenster runter. Der Ostwind bläst und bringt mehr warme Luft aus der Sahara. Heute läuft es besser. Hatte gestern wohl noch Aklimatisierungsprobleme. Und Schlafmangel wohl auch.

Die Gegend ist trostlos. Ein paar Häuser wo keiner versteht wie man hier leben soll. Und trocken. So trocken! Die Kaktusfeigen an den Hängen sind eingegangen....! Zu behaupten es sähe aus wie auf dem Mond tut selbigem Unrecht, denn dort gibts interessante Meteoritenkrater.

Aber die kleine Straße ist super, und bald erreiche ich ein weiteres grünes Qued, welches mich über die Oase El-Abiar zur N1 führt. El-Abiar ist .... ursprünglich. Im ganzen Ort sehe ich kein Auto. Die leben wohl alle noch von Landwirtschaft im Flusstal.

Dann ist sie da, die N1. Ein Kinderspiel. Hier in der Tiefebene bläst es heftiger, die Luft ist voller Staub und Sand. Fenster wieder hoch, jetzt muss die Klima ran.

Die N1 von Guelmin Richtung Süden nach Tan-Tan wird gerade 4spurig als Autobahn ausgebaut, und die Hälfte ist fertig. Spektakulär. Und keiner weiß wieso. Null Verkehr. Eine Spur hätte es auch getan. Keiner da. Nicht hüben , nicht drüben. Ich nagel den Tacho bei 100km/h fest. Ich lieg so gut in der Zeit das ich einen Abstecher zum Ksar Massa in Betracht ziehe, wo ich eigentlich übernachten wollte. Aber - keine Abfahrt, statt dessen Steine und ein Bagger. Ah ja, deswegen konnte ich es nicht buchen...!

Kurz vor Tan-Tan tauchen Stände entlang der Straße auf. 5 und 10l Plastikflaschen, gelb gefüllt. Olivenöl? Wo soll das denn herkommen? Ach ne - Benzin! Schwarzimport aus der steuerbegünstigten Westsahara :-). Ja, so gehts natürlich auch. Kurz nach drei bin ich bereits in Tan-Tan - welches sogar mal eine Umgehungssttraße hat. Ich bereue es etwas, nicht länger am Plage Blanche zugebracht zu haben, aber wer konnte wissen das es heute so easy läuft.

CheckIn im Sable de Or. Nun ja, für den Preis kann man wohl nicht mehr erwarten. Vor ein paar Jahren sicher ganz modern.... Dafür heute mal genug Zeit sich ins Cafe nebenan zu setzen und den Blog zu schreiben :-)

Nach einem Espresso raffe ich mich auf und wandere duch die Stadt. Das ist echt unterhaltsam. Tan-Tan war natürlich eine Oasenstadt, also gibt es ein breites trockenes Flussbett in der Mitte. In der eine Herde Kamele steht. Ein Fahrradfahrer kommt die Hauptstraße entlang, dicht gefolgt von einem gepflegten Schaf mit Halsband! Das braucht keine Leine, sowas gibts hier eh nicht, das läuft bei Fuß nebenher. Faszinierend. Direkt neben meinem Hotel gibts ein zweites Hotel. Tür an Tür. Da ich rückwärts noch mal durch Tan-Tan komme gehe ich rein und lass mir mal ein Zimmer zeigen. Ah. Wesentlich besser. Mit einer Dusche die aussieht als ob man sie auch benutzen möchte. Na das buch ich dann mal lieber für die Heimreise. Vorne im Ort eine palmengesäumte Einfahrt, großes tor, Militärposten. Hm? Eine der lokalen Königsresidenzen? Ich zücke das Handy, der Posten schüttelt den Kopf. Freundliches abwinken, alles klar, kein Problem.

Als es dunkel wird such ich mir das am vertrauenswürdigsten aussehende Fastfood-Lokal. Weil im Hotelrestaurant sitzt.....niemand, und da zweifel ich etwas an der Küche.

Also gibt es Pizza. Alles was im Ofen war sollte dem Magen keine Probleme bereiten hoff ich mal. Ich bin gerade am Essen füllt es sich. 4 Berbermamas und 5 Kinder.  Ich überlege kurz. Ah. Klar. Südmarokko. Kein Mann würde sich mit Frau und Kind in so ein Lokal zum Essen setzen. Männer sitzen im Kaffee, und bekommen zu Hause Essen. Nur Frauen mit Kindern gehen mit selbigen hierher.  Gut, in weiteren 10 Jahren sieht es vielleicht anders aus...

 

Ruhig schlafen wird wohl wieder mal nix. Stadthotel. Minibalkon zur Nebenstraße - nützt gar nichts, trotzdem laut. Naja, war ja zu erwarten. Vielleicht ein Schlummertrunk extra?

 

Am Ende des Tages standen übrigens 230km auf der Uhr. Das ist voll okay, morgen wirds mehr...

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