Am Morgen stehe ich im kleinen Innhof des Petit Paradis und betrachte die eingegangen Bäume. 15 Jahre war alles gut meint die Verwalterin, aber letzten Sommer waren es 50°C. Alle eingegangen. Willkommen im Klimawandel, da können die sich hier noch auf einiges gefasst machen.
Paul verabschiedet mich herzlich, dann holpere ich durch Gewächshausplantagen zurück zur N1 und biege nach Süden. Es sind 13°C, das ist saukalt, aber kaum ist die Sonne da klettert das Thermometer auf 21°C. Und so wird es heute auch bleiben, so nah am Atlantik sind die Temperaturen eher gemäßigt. Auf der anderen Seite - wie so oft ist die gesamte Küste bis hinunter nach Sidi Ifni diesig und die Luftfeuchtigkeit recht hoch.
Man. die N1 ist 4 spurig, aber das nützt gar nichts ,denn Kilometer für Klilometer stehen häuser und Häuser, jedes dorf breitet sich Jahr für Jahr an der Hauptstraße aus. Wenn gut geht fahr ich 60 km/h. Na egal, ich wollte sowieso rechts weg zur Küste, kleiner Fischer und Badeort mit Dünengürtel.... Googel routet mich über die P1014 hin, alles klar. Ein paar verirrte Womos, schicker Strand, Fischerboote, 2 Restaurants. Nicht übel. hinter dem Ort tatsächlich ein Dünengürtel. Was ich aber vergessen kann ist von hier die Küste runter durch das Naturschutzgebiet bis zum Qued Massa zu fahren. Alles Sandpiste. Also zurück auf die N1 udn weiter unten einen Haken zur Küste schlagen. Gesagt getan. Aus der der kleine Asphaltstraße die sich durch das Dorf windet wird eine Schotterpiste wo die "Neubauhäuser" wachsen, und dann kommen Felder... und ich hab einen Feldweg. Was heißt eine Sandpiste. Ähm. Die nächsten 10km. Okay.... ich bin sicher die Marokkaner schaffen das auch ohne Allrad, also weiter.... Nach fragwürdigen 20 Minuten treffe ich wieder auf Asphalt und erreiche den Mündungsbereich des Qued Massa. Hier ist alles grün und bewirtschaftet. Felder durchziehen das breite Tal, an dessem Rand sich Arbalou erstreckt. Was für eien Überraschung. Frisch asphaltiert, ordentliche Häuser, beiseitige Fußwege und alle 10 Meter Bäume. Der Ort ist echt eine Überraschung. Irgendwann gibts dann zwischen Feldern und Palmen auch mal eine Brücke über den Fluß und die P1016 führt mich straff nach Süden bis kurz vor Aglou. P Straße steht für "Provenziale", was meint das man es bestenfalls mit einer Schotterpiste zu tun hat über die mal Teer gegossen wurde. Einspurig mit ausgefranzten Rändern, und bei Gegenverkehr weicht der Klügere aus. Also ich meist.
Aglou ist erklärter Ferienort. Ein paar moderne Restaurants, große Parkplätze und große Promenade. Und ewig langem Sandstrand. Aber- da haben sie schon vor 10 Jahren dran gebaut. Und so viel hat sich seit dem nicht getan, scheinbar gibt es zu viel billigeres Bauland weiter südlich an dem Strand.
Und tatsächlich, auf der Stecke nach Mirleft gibt es zahllose Parzellen mit Appartmentanlagen. Es wird gebaut und gebaut. Aber man kann nicht behaupten das viel bewohnt aussieht.
An einer der Anlagen fahr ich rein, runter zum Strandrestaurant. Es gibt Pizza mit Schafskäse und Honig. Interessant, aber nicht gerade mein Favorit.
Obwohl das ja heute eher eine Kurzetappe ist bin ich ganz schön geschlaucht. Ich ertappe mich dabei selbst dort nur 60 zu fahren wo mehr möglich wären... was soll das noch werden.... na gut... was kommt dann? Ähm... erst mal kommen 30 Kamele an der Straße neben mir. Was? Hier schon? Ah- der Bauer füttert mit Stroh zu. Übel. Vor 10 Jahrem im Oktober war die Küste grün - hier sichts nicht aus als obs bisher geregnet hätte.
Ich erreiche Mirleft. Ich erkenne den Ort nicht wieder - bis auf einen Tante-Emma Einkaufsladen 2 Kurven vorher. Mirleft jedenfalls ist geschätzt doppelt so groß wie früher und 4 spurig. Okay. Ich halte kurz an den 2 Stränden um mir die Beine zu vertreten, aber bin trotzdem schlapp.
Die Straße von Mirleft bis Sidi Ifni ist noch immer einer der schönsten Abschnitte. Zum einen verläuft sie nah am Meer, zum anderen ist sie noch nicht so zugebaut. In Erinnerung an vergangene Urlaube bieg ich am Club Evasion rein, runter zu der Mega Düne am Strand. Und - ist noch immer da :-)
Na gut. Ich hab noch bissl Zeit, drei Straßenkehren weiter fahr ich ab, parke auf einem Felsen Richtung Meer, klapp den Sitz nach hinten und gönn mir eine verspätete Siesta.
Hat ein bischen geholfen, ich bin genug motiviert um Mal nach den legendären Steinbögen am Strand von Legzira zu sehen - aber ich fahr nicht runter um dann 2km den Strand abzulatschen, diesmal nicht. Statt dessen versuch ich von oben ranzukommen. Allerdings ist das nicht gerne gesehen, einige "Abfahrten" sind bereits versperrt. Doch dann hab ich Glück, folge einem Moped mit 2 Anglern die auch da hin wollen. Und schlußendlich werde ich bei schönsten Licht mit einem fantastischen Ausblick belohnt.....
Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis Sidi Ifni. Im modernen Vorort winkt mich die Polizeikontrolle durch und Zack - Ziel erreicht. Eingecheckt, geduscht- Stadtbummel. Sidi Ifni, zumindest der alte spanische Teil nahe der Küste, ist noch immer fast unverändert. Noch immer ein kleines schlafendes Juwel mit großem Potential. Noch immer etwas dreckiger als es sein müßte. Nur einige spanische Häuser der 1920er sind saniert, so wie meine Unterkunft oben auf der Klippe. Echt Schade. Dafür musste jetzt ein Eckgebäude abgerissen werden um eine Moschee zu bauen. Die hatten die Spanier natürlich nicht, und das geht ja gar nicht...
Nach einem ausgiebigen Rundgang kehre ich im Restaurant Nomad ein. Top Küche, aber der spanische Betreiber eher dienstbeflissen als freundlich. Dafür gibt es mal wieder günstige und erstklassige Paella.
Sidi Ifni war übrigend schon immer eins der südlichsten Ziele der Kühlschrankwohnmobile. Weil bis hier gab es schon immer Asphalt, es war leicht europäisch leger, und es gab Bier und Wein. Aber früher wohl mehr als heute... Trotzdem - aus dem einen Campingplatz sind mitlerweile 3 geworden. Zur Hälfte bevölkert von LKW AllradWomos welche eigentlich überhaupt keine Straße bräuchten.
Im kleinen Hotel, direkt über der Klippe am Strand wummern die ganze Nacht die Wellen ans Ufer. So ruhig wie letzte Nacht wird das jedenfalls nicht. Na gut dann für heute - morgen gehts auf neuen Wegen weiter nach Süden... . Noch ein Schlummertrunk und ab ins Bett.
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