4:00 klingelt es. Bereitschaftshandy? Is was? Ach ne... der Handywecker. Fix einen Kaffee und ein Stück Stollen, sicher das Letzte für die kommenden Tage. Kurz vor 5 parke ich das Auto auf dem Bahnhof. Der Schienenbus wartet schon und heizt vor. Ein paar Frühaufsteher verirren sich noch hinein, ansonsten geht es entspannt und pünktlich Richtung Erfurt. Ich versuch die Augen zu zu machen und döse vor mich hin.
Dort auf dem Hauptbahnhof wird es spannend, 8 Minuten Umsteigezeit zum ICE. Und was will man sagen über die Bahn. Es klappt. Gerade so. Das war ein echtes Fragezeichen in meinem Reiseplan. Die nächsten Stunden schubbeln wir in einem halb gefüllten ICE nach Frankfurt, ich döse so gut es geht. Resourcen sparen und so. Am Flughafen spuckt mich die Bahn wieder aus, über zahllose Flure wandere ich zum Terminal 1, dort zur Abteilung Condor ganz hinten..... und geb das Gepäck auf. Supi. Noch über 2h Zeit. Top geplant, keinen Puffer gebraucht.
Genug Zeit um dann mal durch den Dutty Free zu tingeln und mich mich dem nötigsten für Marokko einzudecken- Alkohol.
Komisch allerdings das an dem Gate welches mir die Schaltertante auf den Bordingschein geschrieben hat nicht Agadir abgefertigt wird sondern Birmingham.... ähm..... Dann muss ich also zu B47 und nicht B41, okay.... das schaffen wir rechtzeitig.
Mit nur 20 Minuten Verspätung hebt der Airbus ab. Im Sonnenschein, ich kanns kaum glauben. Und nur zu 75% belegt, neben mir reichlich Platz. also am besten - Augen zu.
Draußen sieht man eh nix. Fast die gesamte Flugstrecke geschlossene Wolkendecke. Dafür gibts eine ganz schöne Rundtour. Über Luxenburg nach Belgien, Frankreich rein und durch bis zum Atlantik, da klart es mal kurz auf. Dann scharf nach Süden, Spanien, Portugal... über der Küste von Faro ist mal wieder Boden zu sehen... weiter die Küste runter und erst im Sinkflug über dem Atlasgebirge kommt wieder Landschaft zu Gesicht. Meine Güte. Ganz schön trocken für Dezember. Die Stauseen und Bassins sind fast leer.
Rund um Agadir dann das unendliche Puzzel aus Feldern und Gewächshäusern, so weit das Auge reicht. Na ob das noch lange gut geht...
Der Pilot hat ein paar Minuten rausgeholt als wir in Agadir landen. Die Tür geht auf, die Sonne scheint, es sind 25°C und leichter Westwind. Man möchte niederknien und den Boden küssen. Ansonsten stelle ich fest - Der Flughafen ist noch wie vor 10 Jahren - ah. nicht ganz...
Denn es geht alles wesentlich schneller. Statt blöde Einreisezettel auszufüllen und sich in die Schange mit lahmen Einreisebeamten einzureihen bin ich in sage und schreibe 20 Minuten durch, hab meinen Koffer, eine lokale Prepaid SIM Karte gekauft und stehe am Mietwagenschalter.
Dort gibt es erwartungsgemäß einen Duster. Mit reichlich Kratzern und 55000km auf der Uhr - ich habe nichts anderes erwartet. Der Verleiher hinter den Tresen ist begeistert, denn sein Computer verrät ihn das ich vor Jahren schon in Fes und Marrakesch gebucht habe. So viel dann mal zum Datenschutz und Aufbewahrungspflichten....
Und noch etwas fällt auf. Die Wegelagerer am Flughafen habe deutlich abgenommen. Schon fast europäische Verhältnisse möchte ich sagen.
Alles läuft so super- und dann wirds noch mal spannend. Der blöde Hotspot bringt zwar WLAN aber ich komm nicht online. Keine Routenplanung zur Unterkunft. Ähm so war das nicht geplant, wie soll das noch werden?
Wenigstens habe ich den Markierungspunkt, also fummel ich mich durch den Feierabendverkehr von Agadir..... 1. Kulturshock... dann doch irgendwie hin. Wie immer werden sämtliche Straßen weiter ausgebaut, und Polizei und Radarpistolen an jeder Ecke.
Auf dem Weg zur Unterkunft fahre ich ...versehentlich...hintenrum durch Vororte wo ich denke ich bin in Indien. Wie können nur so viele Kinder und .... Fuhrwerke unterwegs sein. 2. Kulturshock, aber nun nicht unerwartet.
Schlußendlich stehe ich nach 100m Sandweg vor dem "Petit Paradis". Die Hausangestellt spricht englisch und öffnet mir die Einfahrt. Und dann steht Paul vor mir. Und fragt als erstes ob ich ein Bier will. Etwas überrumpelt- wieso gibts hier Bier, und wenn ist das immer sauteuer, wiegel ich zunächst ab. Aber eine Aperitif vor dem Essen?! Einen Pastis. Ähm... also das verspricht interessant zu werden. Ja, klar....
Paul, so stellt sich nach dem 2. Pastis heraus, ist Korse, lag öfter mal mit der französischen Polizei im Clinche, und ging daraufhin nach Marokko. Eine echte Type. Keine Ahnung wofür er hier da ist. Wahrscheinlich um als Mann das Ansehen zu waren. Als er mitbekommt das ich mich bissl im Land auskenne und was ich vorhab klopft er mir auf die Schulter: " Plage Blanche! Solche Fische!!".
Was ein Spaß, aber ich will mich dann vor dem Abendessen doch noch etwas frisch machen. Wasserdruck da, Wasser heiß, was will man mehr in Marokko. Das Zimmer ist tadellos.
Zum 3 Gänge Abendessen gibt es.... ich habe nichts anderes erwartet... Couscous mit Hähnchentagine mit Zitrone und Oliven. Wie konnte es anders sein.
Abends wird es doch frisch, so 15°C, die einzigen anderen Gäste sind ein Pärchen von der Insel Newcastle und haben sich schon verzogen. Ich sitze noch am Laptop da guckt noch mal Paul vorbei ob alles okay ist. Das beschert ihm natürlich ein Gläschen Whisky von mir.
Da schmatz er auch, der Korse :-)
Na gut, lang wird heut nicht lang mehr, morgen lacht die Sonne...
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