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2025 DTD Tag 10

Ganz gut geschlafen, trotz Straße. Zum Frühstück in die 4. Etage. Oha. Ähm. Ein riesen Saal aus der pre-Renovierungsperiode des Hotels, gefüllt mit 4 runden Tischen a 6 Personen und .... 0 Gästen... Eine Tischreihe bestückt mit fertig vorbereiteten Frühstückstellern. Sieht ein bisschen aus wie FDGB Ferienheim. 1 Sorte Konzentratsaft. Tee oder Kaffee? aus dem Augenwinken erspähe ich am anderen Ende des Saals eine fulminante Espressoanlage und riskiere es: Kaffee. Und siehe da- der Kaffee schläge den Rest des Frühstücks um Längen.  Eine Europäerin mit Pferdeschwanz und grüner Uniform kommt herein, Rucksack dabei, festes Schuhwerk. Ich gucke genauer - UN-Aufnäher am Ärmel und Schwarz rot gold darüber. Sieh an. Das würde sicher eine interessante Unterhaltung werden, doch nach ihrem Kaffee ist sie gleich wieder weg. Noch die Welt retten heute oder so. Aber das verdient schon Respekt.

Wir hingegen... haben lange Tour heute, die längste überhaupt. Knapp 600km, über 6h Fahrzeit, Pausen nicht mitgerechnet. Auf gehts. Raus aus der Metropole, wieder vor zur Küste bis  Layoone Plage, was sich seit 2023 ziemlich herausgeputzt hat und wesentlich sauberer aussieht, dann nach Süden, vorbei an endlosen Industrieanlagen die alle irgendwie mit  Minen und Phosphatverarbeitung zu tun haben. Autobahn gibts jetzt keine mehr, aber breite neue "Bundesstraße". Voll okay.

Und dann kommt erst mal für 2 Stunden nix bis wir gegen Mittag Boujdour erreichen. Riesen Windfarmen nördlich und südlich der Stadt. 300MW sind hier derzeit installiert, und Wind gibts immer.

In Boujdour fahren wir runter an die Küstenpromenade mit Strand. Leer wie immer, meisten stehen ein paar Touris auf der Durchreise hier.... so wie die 3 Geländewagen. Einer älter als der andere. Belgier und Engländer. Die Fahrzeuge skurile Unikate zu nennen ist sicher eine Untertreibung, aber eine Landcruiser stirbt einfach nicht egal wie alt. Nur sollte er je wieder europäischen Boden erreichen wird er wohl sofort konfisziert.

Im Zentrum decken wir uns noch mit den legendären Babybanannen und Getränken ein, dann ein Stopp am Park mit Denkmal des Tuareg. Diese vertrieben die Spanier von der Halbinsel, welche hier einen Leuchtturm unterhielten der noch immer steht aber jetzt in einem Militätkomplex liegt.

Dann geht es weiter hinaus aus der Stadt duch die monumentalen Fische am Stadttor, die letzte Etappe nach Süden, 340km.

Es gibt, das kann ich schon jetzt sagen diesmal viel weniger Kamele auf der gesamten Strecke und viel mehr Bagger. Das Verhältnis ist vieliecht 1:10.  Ich kann mich überhaupt nicht erinnern das da überall so viel bebaut war. Und damit meine ich nicht nur die Tankstellen welche jeder Energiewende zum Trotz aus dem Boden schießen. Etwa 200km vor Dakhla errreichen wir das Gebiet ab dem früher hier alles mal Meeresgrund war. Wir halten für eine Pipipause. Das, was hier wie Kies auf Sandboden aussieht sind bei näheren Hinsehen alles versteinerte Schnecken. Aber Milliarden, km² weit.

Etwa 120km vor Daklaha, ungefähr am Qued Karaa erscheint plötzlich ein neuer Windpark und überall wird gebaut. Ab da begleitet uns neben der Straße ein Pipeline-Bauprojekt. Sieht aus wie Wasserleitung, aber woher soll das denn kommen? Am nächsten Tag erfahre ich das der Windpark die Stromversorgung der Region absichern soll, und eine Meerwasserentsalzungsanlage betreibt, 160km nördlich von Dakhla, das Wasser wird die Stadt und den Tourismus Versorgung und vor allem Landwirtschaftsfarmen werden entstehen. ( 87-100000m² Wasser/Tag & 40-60MW Wind Power)  Tja, da biste erst mal baff. Wie baut man in 12 Monaten 160km Pipeline ? Na mit den 80 Baggern vom Autobanhprojekt die sich mit Specht unaufhörlich in den Felsboden pickern.... . Aber natürlich extrem gut das Projekt. Meerwasserentsalzung mit billigem Windstrom. Nur die Sache mit der massenhaften Salzlaugeneinleitung....gut das interessiert niemand, deswegen steht das Ding mitten in der Wüste.

 Danach rutscht die Straße eng an die Abbruckkante der Hochebene. Spektakuläre Spots, und wieder steht man in Mitten versteinerter Muscheln welche heute die etwa 2m dicke Deckschicht der Ebene bilden und zum Meer hin schollenartig abbrechen. Vorzugsweise nicht wenn wir grad draufstehen.... Auf jeden Fall scheit das hier ein erstklassiger Anglerspot zu sein, überall versuchen sie ihr Glück.

Schlußendlich erreichen wir den Kreisverkehr vor Dakhla. Die Polizei winkt den Bus vor uns und uns raus.  Nur Französisch dieses Mal. Pässe, Führerschein, Fahrzeugkarte ...okay, das ist neu... Palaver.. Wir verstehen nix. Der Polizist zückt sein Handy und zeigt uns ein Bild. Der Duster mit 71km/h Messung. Zu schnell in der 60er Zone, stationäre Messanlage. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Nach 1500km blitzen die uns 5 Minuten vor dem Ziel. Aber alles Routine. 15€ ärmer gehts weiter.  

Blitzen, erfahre ich am nächsten Tag, geht hier unten anders. Während sie in Agadir mit der Laserpistole stehen, gibt es hier stationäre Anlagen, die Verarbeitung erfolgt in der Hauptstadt Rabbat, und die Polizei vor Ort bekommt die zu ahndenen Verstöße aufs Handy. Angeblich existiert auch eine Whitelist, also mit dem passenden Kennzeichen passiert... nix.

Na wie auch immer. In 5km habe ich die Abfahrt zum Camp-Lodge Paradiso markiert. Nach 4km kommt ein Abfahtsschild der Logde. Hm. Okay, wenns da steht... Piste bergauf, Schotter hinunter, mehrere Fahrspuren, Sandstrecke, km für km. Also das ist anspruchsvoll, wer soll den hier herkommen... Ein Wegweiser! Paradiso nach rechts, gut. Mehr Sand berauf... Kurven, Schotter... irgendwann bin ich oben auf dem Berg, vorne könnte sowas wie eine Einfahrt sein.... und dann stehe ich auf dem Berg OBERHALB der Lodge. Unten die Rezeption, nur runter kommt man nicht. Den zugewehten ersten Hangabschnitt würde ich noch schaffen, doch den restlichen Hang pfügt grade ein Radlader um der den gesamten Hand terassiert. Nicht euer Ernst.  Alles wieder zurück. Am Wegweiser wähle ich eine andere Route, mit deutlicher Pfostenmarkierung. Das ist die Hauptroute die von der Straße vor zur weißen Düne führt. Da das wird ja wohl besser fahrbar sein. Ein Kilometer weiter blicke ich auf einen kleinen Hanganstieg mit Tiefsand. Tiefe Furchen und Löcher wo schon welche feststaken. Das wird nix, aber Versuch macht klug. 10m - der Duster steht. Jetzt kein Mist machen. In der gleichen Spur zurück, Hangabwärts, muss gehen. Nein, geht erst mal nicht. Nur nicht wühlen, sonst sitzt er auf und dann ganz schlecht. Einer raus, schieben. Mit bissl Mühe bekommen wir ihn frei und auf sicheren Boden. Okay. Sehr unterhaltsam nach 600km Straße heute wenn die Sonne schon sinkt. Also nochmal zurück zum Wegsweiser und genau die Route nehmen die wir reingefahren sind in diese Misere. Mein Beifahrer bleibt völlig cool, und das ist nicht jedem gegeben. Da hab ich echt Glück.

Gesagt getan, wir erreichen wieder die Hauptstraße und biegen 1km weiter da ab wo das Zweite Abfahrtsschild steht. Auf brettharten Sand Untergrund geht es am Dünenfuß potteben mit 70 ein paar km duch die Lagoone und wir erreichen erneut das Camp, diesmal auf der richtigen Seite. 

Überraschung an der Rezeption das wir da sind, keiner reist hier normalerweise mit dem Auto an, alle europäischen Touristen kommen mit dem Flieger und werden abgeholt. Tja, könnt ihr mal sehen.

Wir beziehen unseren großen Bungalow mit Lagoonenblick, alles super,.. 4 Betten? Vielleicht etwas übertrieben. 

Für heute genug erlebt. Fisch auf Salzbett zum Abendessen, sehr lecker. Die Keller reisen sich ein Bein aus im Restaurant, füllen sofort Wasser nach, zupfen Tischdecken gerade, jede Hotelfachschule könnte stolz sein.

 

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