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2025 DTD Tag 4

Nachdem das gestern doch eine ganz schöne Tour war, obwohl wir eine ganze Canon Tour auch noch versehentlich vergessen haben, gibt es heute nur ein kurze Strecke. So ca. 60km. Also als erstes mal etwas länger schlafen, und Frühstück gegen 9:00 Uhr. Das wir vom Frühstücksraum nebenan eher geweckt werden ist eine unbegründete Befürchtung, den alle anderen Gäste im Riad sind Franzosen und kommen auch nicht eher in die Puschen wie wir.

Gegen halb elf starten wir wieder. Zum Abschluß von Tiznit gibt es noch ein komplette Umrundung entlang der Stadtmauer ehe es Richtung Nordosten nach Aglou Page geht, dem seit 20 Jahren im Bau befindlichen Strandort. Mitlerweile stehen doch schon ein paar mehr Ferienvillen als vor 15 Jahren als wir das erste Mal hier waren, dafür ist die Ferienanlage der Gründerzeit schon wieder im Verfall begriffen. Typisch Marokko halt. Der Campingplatz hingegen ist gerammelte voll. Wie immer aber natürlich ein Hammerstrand ohne Leute, und dabei ist das Wetter echt nett, kaum Wind und strahlender Sonnenschein. Wir bummeln die Strandpromenade auf und ab, Celina kauft Sovenirs. Eine Familie aus dem Riad in Tiznit sitzt in einem Strandcafe.  5km weiter halten wir gegen 13:00 Uhr in einer Strandpizzeria... wir sind die einzigen Gäste. Thunfischpizza mit frischem Thunfisch für 6 € was das doppelte einer Pizza in Tiznit ist und ein Drittel dessen was sie zu Hasue kosten würde, Celina experimentiert mit Burger und der Coktailkarte. Mit Fruchtcoktails sind die Marokkaner ja ganz groß. Ohne Alkohol, versteht sich.  Am Strand davor versuchen sich 4 Jugendliche mit einem Fischernetz beim Fische fangen. Wofür sie samt Klamotten hüfttief in die Brandung müssen. 16° Wassertemperatur. Und natürlich ein völlig aussichtlosen Unterfangen. Aber wenigstens haben wir was zum zugucken, denn der Rest des Strandes ist so leer wie die Ferienanlagen an denen wir entlangkommen.

Wieder 10 km Strecke dann biegen wir links hinauf in die Küstenberge. Oben befindet sich ein Paraglidingspot. Und eine herrliche Aussicht erstreckt sich von Nord nach Süd über den gesamten etwa 1km breiten Küstenstreifen unter uns. Wir gucken etwas den Jungs beim paragliden zu, dann geht es wieder 5 Serpentinen hinunter zur Küstenstraße, 2km weiter rechts weg am Club Evasion zur großen Stranddüne. Ein obligatorischer Stop. Zum 3 oder 4. Mal klettere ich die Düne hinauf die sich hier auf etwa 2km länge direkt hinter dem Strand erstreckt.

Noch 20 km bis Mirleft. Es gibt immer mehr Bebauung in der Gegend, vor allem entstehen auch an der Küste immer wieder Ferien- und Appartmentkomplexe. Mir ist nur nicht klar für wen eigentlich. Jedenfalls nicht für die unzähligen Camper aus ganz Europa die hier jedes 2. Fahrzeug stellen. Und leer stehende Anlagen gibt es hier eigentlich schon genug.

Wir treffen wieder auf die R104 welche uns gestern schon aus dem Antiatlas nach Tiznit brachte und die wir heute nur für einen zusätzlichen Schlenker verlassen mussten. Kurz darauf erreichen wir Mirleft, und biegen erst mal zum nördlichen Ortsstrand ab der eingerahmt zwischen zwei Felsen liegt. Hier geht es nämlich jetzt langsam mit Steilküste los. Der Strand kann tatsäch eine Handvoll Besucher vorweisen, ein paar Touristen, Kinder. Auf dem Parkplatz aber natürlich 50% Wohnmobile. Tatsächlich soll es auch Zeiten geben wo der Strand voll ist sagen Fotos- kann ich mir gar nicht vorstellen.

Wir bummeln umher, dann noch 10 Minuten bis zum Appartment in Mirleft. Vorne im luxoriösen Villenstreifen von Mirleft, eins von drei Appartments einer der Villen. Terasse, Pool mit Wasserfall, 2 Schlafzimmer. Riesiges Wohnzimmer. Winziges Bad. Modern-Marokkanisches Flair, als wenn man ein Europäisches offenes Wohnkonzept mit marokkanischer Einrichtung kreuzt. Und entsprechend teuer, da eigentlich für 4 Personen. Ein Wunder das sie das Appartment tageweise anbieten. Wir sitzen am Pool, trinken Tee, schreiben Blog. Oder Insta-Story oder was auch immer :-).

Vor Sonnenuntergang fahren wir noch mal los. Quer durch das Zentrum von Mirleft, wo sofort Erinnerungen hochkommen wie ich hier vor 15 Jahren die letzten Baby-Bananen gekauft habe und irgendwas aus einer Apotheke besorgte wo ich dann in die nächste 2 Straßen weiter geschickt wurde. Schon komisch woran man sich so erinnert und woran nicht.

Über Mirleft zerfällt auf einem Hügel das französische Fort Mirleft  aus den 1950er Jahren. Der Duster bringt uns bis 200m vor den Eingang. Hierher haben wir es komischerweise nie geschafft, obwohl es eine schöne Aussicht gibt. Am Fort - wir sind natürlich die Einzigen - erwartet uns der inoffizielle Führer, der sich noch fotowirksame Unterstützung durch 2 Esel gesichert hat.  Auf Französisch durchwandert er mit uns  die Reste der Anlage, und erklärt die einzelnen Bereiche sofern noch was übrig ist. Kasernen, Pferdeställe, Wachtürme, Offiziersquartiere, Komandantur, Wasserversorgung. Wasser wurde damals aus dem Qued Mirleft heraufgepumpt in eine Zisterne. Heute, erfahren wir nebenbei, hat Mirleft kein Wasser mehr. Alles kommt per 150km Fernleitung aus Agadir. Mir stehen etwas die Haare zu Berge, denn die Staudämme bei Agadir sind ja selber chronisch leer. Wasser wird in ganz absehbarer Zeit hier noch ein echtes Problem befürchte ich.

Für die unfreiwillige aber akzeptable Führung opfere ich meine aktuellen Kleingeldreste, so knapp 2 €.

Wieder in Mirleft suchen wir uns in der hm...Einkaufs- und Restaurantstraße was zum Abendessen, und wählen das Tayought Mirleft. Und da wir heute Mittag schon Pizza hatten erklären wir heute den italienischen Tag und bestellen Spaghetti. Bolognese und Fruit de mer. Ein Italiener wäre fasziniert gewesen von der marokkanischen Interpretation von Spaghetti mit Meeresfrüchten. Es ist eher eine Taigine mit Spahetti, gegrilletem Thunfisch und Kalmar. Jedenfalls ohne Shrimps, Garnelen oder Muscheln, dafür mit der gesamten Bandbreite marokkanischer Kräuter. Und da das ganze auch etwas längert dauert haben wir ausreichend Zeit den Lifestyle von Mirleft auf der Straße zu beobachten. Mirleft war und ist so ein bischen Hippi, Surfer und Austeigerzentrum. Durch alle Lebensalter hindurch und in allen Sprachen. Ob barfuß aus England oder mit Strickmütze, Rasta oder grauer Pferdeschwanz, Rentner aus dem Rheinischen oder Franzosen mit 80T€ Umbau-Landrover. Hier sitzen sie alle. Ich hatte davon gehört, aber konnte mir nicht vorstellen das es so ein Unterschied zu Sidi-Ifni 30km weiter sein sollte. Aber scheinbar doch :-), irgendwas ist kleben geblieben aus der französischen Besatzungszeit und hat sich dann zu dieser etwas offeneren Kleinstadt entwickelt.  Zurück in unserer Prunkvilla noch eine Rum-Cola aus dem Reise-Barkoffer und Planung für morgen.

 

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